Sonntag, 20. Februar 2011

Gutes Benehmen in Portugal: Im Restaurant

Dies ist der Beginn einer kleinen Serie mit Tipps zu gutem Benehmen in Portugal und kulturellen Unterschieden. Um bei seinem Portugal-Aufenthalt nicht unangenehm aufzufallen, sollte man sich an folgende Regeln und Tipps halten, die jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben:

Im Restaurant

Wenn man ein Restaurant betritt, ist es üblich, zu warten, bis einem ein Tisch zugewiesen wird bzw. bis man aufgefordert wird, sich einen auszusuchen. Wenn sich einige Zeit kein Kellner blicken lässt, kann man natürlich auch selbst die Initiative übernehmen.

Auf den Tisch werden dann einige Appetithäppchen gestellt, üblicherweise Oliven, Weißbrot und Butter, oft auch Käse, Pasteten und dergleichen. Es ist allgemein bekannt und akzeptiert, dass man diese Häppchen, wenn man sie konsumiert, auch bezahlen muss. Die gesetzliche Regelung besagt jedoch, dass man nur das bezahlen muss, was man bestellt hat, also könnte man die Bezahlung der Appetitanreger streng genommen auch verweigern. Dazu sollte man aber nur als letztes Mittel greifen, wenn unverschämte Preise für ein paar Oliven verlangt werden, oder etwas verrechnet wird, das man gar nicht konsumiert hat – beides kommt leider immer wieder vor.

Von unaufgefordert herbeigebrachten, aufwändigeren Appetit-Anregern wie Tintenfisch-Salat, Garnelen etc. sollte man die Finger lassen, denn erstens werden diese, wenn sie von einem Gast verschmäht werden, dem nächsten serviert und zweitens schlagen sie sich meist überproportional in der Rechnung nieder.

Leitungswasser ("Água da torneira") wird überall angeboten und ist gratis. Allerdings sollte man schon auch andere Getränke konsumieren, was angesichts der günstigen Getränkepreise und der guten portugiesischen Weine nicht schwer fällt.

Vor dem Essen zuzuprosten ("À saúde!") ist eher unüblich, es sei denn, man hat etwas zu feiern. Ähnliches gilt für die Phrase "Guten Appetit!". Beides gilt aber sicherlich nicht als schlechtes Benehmen.

In wohlerzogenen Kreisen gehört es sich traditioneller Weise nicht, übermäßig laut zu sprechen – ob diese Regel auch heute noch gilt, ist fraglich, doch in Restaurants der gehobenen Kategorie sollte man sie im Hinterkopf behalten. In Fado-Lokalen wird jegliches Sprechen und auch Flüstern während der musikalischen Darbietung mit bösen Blicken und Ermahnungen ("Sssscccchhhhh!") bedacht!

Die Rechnung ("a conta") kommt üblicherweise auf einem Tellerchen, in einem kleinen Etui oder Ähnlichem, in das man den Betrag, nachdem man die Richtigkeit der Rechnung überprüft hat, hineinlegt. In einfacheren Lokalen kann das Tellerchen oder Etui auch fehlen, dann wird nur die Rechnung auf den Tisch gelegt. Das Geld wird dann vom Kellner abgeholt, der dann damit zur Kasse geht und das Wechselgeld zurückbringt. Wenn man zufrieden war, ist es üblich, einen angemessenen Betrag als Trinkgeld auf dem Tisch liegen zu lassen.

Wenn die Rechnung nicht stimmt, sollte man sie berichtigen lassen. Bei Uneinsichtigkeit seitens der Bedienung kann man auch das Beschwerdebuch ("Livro de Reclamaçoẽs") verlangen, das in jedem Lokal aufliegen muss und mitunter Wunder wirkt. Außerdem kann man dann natürlich das Trinkgeld streichen.

In den sogenannten Pastelarias, einfachen Restaurants, die meist einige Mittagsmenüs anbieten, ist es üblich, an der Theke zu bezahlen.

Die Liste ist etwas länger geworden, als erwartet, aber davon sollte man sich nicht abschrecken lassen, die Portugiesen sind den Umgang mit Ausländern mittlerweile gewöhnt. Trotzdem kann man nur Sympathien gewinnen, wenn man sich an den einen oder anderen dieser Ratschläge erinnert!

Um wirklich gut zu essen und nicht auf Touristen-Nepps hereinzufallen, hat es sich übrigens bewährt, die Einheimischen um Empfehlungen zu fragen!

Bom apetite!

4 Kommentare:

  1. "In wohlerzogenen Kreisen gehört es ...."

    Nun ja, in den Restaurants im Bairro Alto geht es nicht gerade leise zu.

    "Wenn die Rechnung nicht stimmt..."
    Sollte man sie berichtigen lassen bevor man nach dem Beschwerdebuch verlangt. Kommt immer mal wieder vor, dass was berechnet wird, was man nicht gegessen hat, aber auch, dass weniger auf der Rechnung aufgezeigt ist als man konsumiert hat kann passieren.

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  2. Vielen Dank für deinen Kommentar!

    Das mit dem lauten Sprechen ist so eine Sache... deswegen steht da ja auch, dass es sich "traditioneller Weise" nicht gehört. Ich habe es allerdings schon erlebt, dass eine Gruppe amerikanischer Touristen mit ihrer lauten Unterhaltung in einem gehobenen Restaurant richtig unangenehm aufgefallen ist.

    Mit dem Beschwerdebuch hast du natürlich Recht; damit sollte man nur drohen, wenn sonst nichts nützt.

    Dass man Ausländern grundsätzlich ein wenig mehr auf die Rechnung schreibt, ist aber eine so verbreitete Unsitte, dass man ruhig darauf hinweisen kann. Ans Gegenteil kann ich mich jetzt nicht erinnern ;-)

    Habe die beiden Stellen noch einmal überarbeitet!

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  3. Liebe Lisboneta,

    ich würde Dich gerne via E-Mail kontaktieren - finde aber kein Impressum!

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  4. Hallo Veronika, tut uns leid, dass wir (Lisboneta sind zwei Personen) erst jetzt antworten, wir waren in den letzten Monaten sehr beschäftigt, weshalb der Blog etwas verwaiste. Wir haben jetzt unsere Email-Adresse zum Profil hinzugefügt!

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